Stark! Von null auf eins schlenzt sich der gute Robbie zurück genau dorthin, wo ein Performer und Songwriter seines Kaliber hingehört. Endlich mal wieder Lyrics, die sich lohnen genauer gelesen zu werden…

God gave me the sunshine,
Then showed me my lifeline

I was told it was all mine,

Then I got laid on a ley line

What a day, what a day,

And your Jesus really died for me
Then Jesus really tried for me

UK and entropy,
I feel like its ****in’ me
Wanna feed off the energy,
Love living like a deity
What a day, one day,
And your Jesus really died for me
I guess Jesus really tried for me

Bodies in the Bodhi tree,
Bodies making chemistry
Bodies on my family,
Bodies in the way of me
Bodies in the cemetery,
And that’s the way it’s gonna be

All we’ve ever wanted
Is to look good naked
Hope that someone can take it
God save me rejection
From my reflection,
I want perfection

Praying for the rapture,
‘Cause it’s stranger getting stranger
And everything’s contagious
It’s the modern middle ages
All day every day
And if Jesus really died for me
Then Jesus really tried for me


In “Bodies” geht es scheinbar um Körper, ziemlich viele, und um Spiritualität, was erstmal mies oxymoronisch scheint. Denn wie der Anspruch auf Geilheit (“all we´ve ever wanted is to look good naked“) mit der Erleuchtung durch Gott bzw. den buddhistischen Bodhi-Baum zusammengeht, was Robbie gegen Großbritannien hat und wie genau man “entropy” wohl übersetzen sollte (“UK and entropy, feels like it´s fucking me“), bleibt mir schleierhaft.
Auch das völlig sinnbefreite Motocross-Video, gefilmt irgendwo zwischen Hindukusch und Karadschi und danach vom Praktikanten mit Splitcreen-Effekten postproduziert, bringt wenig Erhellung. Die iterativen Symbolismen Einöde, Rasur, Maschine, Tussi, Tragfläche könnten auf eine katharsische Erfahrung und Selbstfindung hinweisen, auf die Sinnsuche des modernen Menschen, der sich in der lebensfeindlichen Wüste eines barbarischen Zeitalters (“the modern middle ages“) auf sich selbst zurückgeworfen sieht.
RW, offiziell clean und in festen Händen, macht auch nicht mehr Sinn als RW auf Tabletten und Blondinen.
Altbekannt ist jedoch das William´sche Maß an melancholischer Megalomie. Jesus und Gott werden in mechanistischen Bezug zum lyrischen Ego gesetzt (“Your Jesus really died for me“), die Passion des christlichen Messias zum mehr oder minder geglückten Versuch umgedeutet, den armen Robbie vor sich selbst zu retten.
Denn dieses in einer ersten Single-Auskopplung manifestierte Comeback entlarvt der empathische Fan als ein gezwungenes, masochistisches. Robbie Williams würde sicherlich gerne auf die Ochsentour eines neuen Albums verzichten, kann und darf aber nicht. Der alte Affe Angst sitzt ihm nämlich wieder textevident auf der Schulter, “god save me rejection, from my reflection, I want perfection“: Noch ein letztes Mal will der Star von allen geliebt werden, stellt sich aus Furcht vor Ablehnung ins Scheinwerferlicht.
Vor der schmerzhaften Entblößung seines öffentlichen Astralkörpers wird ihn keine Religion retten, das weiß er selbst (“…then Jesus really tried for me“).
Der Star muss noch einmal die Oberfläche absurfen und auf Bestnoten hoffen, während die Erkenntnis in ihm reift, dass seine Karriere zum Hamsterrad geworden ist. Seine neue Solidität featuring Abstinenz und fester Freundin kann nicht übertünchen, dass es trotzdem um Chemie geht, um die Körper der ihn anhimmelnden Frauen, um Sex. Und deswegen prangert er an, was er als Popstar inzwischen verkörpert: Das Diktat des Körpers.
“Bodies” regieren eben die Welt.
Und Robbie Williams.