Judith Rakers bleibt uns erhalten – auch dank depub.org

Der im letzten Jahr in Kraft getretene 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag hatte vor allem Änderungen zulasten der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zur Folge. Vereinfacht gesagt dürfen danach die Öffentlich Rechtlichen bestimmte Inhalte nicht länger als sieben Tage online für jedemann verfügbar machen. Darunter fallen in erster Linie presseähnliche Angebote und Unterhaltungssendungen. Auch musste der Kölner Jugendsender 1Live sein beliebtes Kennenlern-Portal “Einslive Liebesalarm” einstampfen, da es, so die Verleger, wettbewerbsverzerrend sei, wenn solche Angebote gebührenfinanziert werden und andere Anbieter die Erlöse kommerziell erwirsctahften müssten. Diese Argumentation ist in Teilen sogar nachvollziehbar, da nicht klar ist, welchen öffentlich-rechtlichen Mehrwert ein solcher Service für den Gebührenzahler darstellt.

Weniger nachvollziehbar für mich ist die Tatsache, dass nun auch kostenintensive und sorgfältig recherchierte Beiträge aus Nachrichtensendungen wie der Tagesschau oder dem heute-Journal nicht mehr dauerhaft verfügbar sind. Diese sind zum Zeitpunkt der Erstausstrahlung bereits durch die Gebühren finanziert und bilden so auch einen Mehrwert für den Gebührenzahler. Wieso werden dem Verbraucher wertvolle Informationen, die bereits bezahlt und fertig produziert sind, vorenthalten? Aus meiner Sicht ebenfalls eine Art Zensur, weniger inhaltlicher Natur sonder vielmehr durch die profitorientierte Ausrichtung der Verleger und privaten Rundfunkanstalten motiviert.

Den Öffentlich Rechtlichen sind durch die neue Gesetzgebung die Hände gebunden. Ganze Abteilungen in den Rundfunkanstalten sind seither damit beschäftigt zu prüfen, welche Inhalte online bleiben dürfen und welche gelöscht werden müssen. Eine digitale Bücherverbrennung quasi. Zum Glück gibt es da die Initiative depub.org. “depub” steht für Depubliziertes und macht sich zur Aufgabe, Nachrichten und die entsprechenden Onlineinhalte, die gelöscht werden sollen, langfristig zu speichern und für jeden abrufbar zu machen. Eine gute Idee und für mich als Kind, Freund und Unterstützer des Qualitätsfernsehens/-radios/-internets glasklarer Anwärter auf “Homepage des Jahres”.