Normalerweise hält man sich aus solchen Debatten ja raus: Da bringt der Medienkonzern SevenOne Media bzw. eines seiner Online-Ventures (Broken Comedy) ein Video mit seinem Zugpferd Carolin Kebekus raus, das sich super als Mittagspausenfüller eignet, also massenweise in sozialen Netzwerken o.ä. verbreitet wird. Daniel postet es bei Facebook mit dem Kommentar “Habe Tränen gelacht”, andere stimmen ihm zu, es wird geliket und gelolt. Wir von der Hirngerechten Gestaltung finden das Video auch ganz dufte und betten es in einen Post ein. Nicht das offizielle Video aus dem offiziellen Kanal wohlgemerkt, sondern eine (womöglich rechtelos) hochgeladene Version eines Fans. Denn der Rechteinhaber bzw. sein Kanal bei youtube hat das Einbetten deaktiviert. Das ist sein gutes Recht und wahrscheinlich Teil einer den Medienkonzern übergreifenden Politik, um bei gravierenden Rechteverletzungen (man denke an Serien oder Filme) eine harte Linie fahren zu können. Dass damit die Künstler, die eigene Videoplattform und vor allem die User eher geschädigt als geschützt werden, steht für die damit befasste Rechtsabteilung wahrscheinlich auf einem anderen Blatt.
So weit, so leider normal.
In einem Anflug von religiösem Eifer und Sharing-is-Caring-Mentalität jedoch kommentierte ich, zum ersten Mal in meinem Leben, mit meinem Klarnamen das offizielle Video auf youtube und forderte die Entscheider in deutlichen, aber jugendfreien Worten auf, das Einbetten doch bitte zu erlauben, unter Hinweis auf die aus meiner Sicht immensen viralen Verbreitungsmöglichkeiten (“Das könnte echt steil gehen, aber…”). Ich schloss mit dem Satz “Seid doch bitte einmal schlauer!”, da die youtube-Copyright-Einbettungsproblematik mir nicht erst seit in Deutschland unerreichbaren Hendrix-Videos und anderem Unsinn ziemlich auf den Geist geht. Mit dieser Haltung bin ich nicht allein und sprach einer Handvoll Fans des Videos wohl aus dem Herzen, denn sofort war ich mit einigen positiven Bewertungen meines Kommentars als meistgezustimmter Kommentator direkt unter dem Video vertreten.
Eine Stunde später hatte man meinen Kommentar gelöscht.
So ein Sandkastenbenehmen ist im Jahr 2010 und angesichts diverser Inkonsistenzen in einer stur durchgehaltenen Linie (man denke nur an die problemlose Einbettung auf z.B. Facebook über die normale URL, die man nicht verhindern kann) nicht nur ein sattes Eigentor, sondern wohl eher Zeichen für mangelnde Kompetenz im Umgang mit vernetzten Medien und ihren sozialen Eigenarten als juristische Strategie. Wenn selbst Firmen, die ihr Geld nicht zuletzt vermehrt im Internet verdienen, dessen Spielregeln, Potenziale und Risiken nicht begriffen haben, wundert mich kein verbohrter Leitartikel altgedienter Journalisten mehr wider die “Gratismentalität” , die immerhin um ihren Status und Job fürchten und dem Internet grundsätzlich misstrauen. Wenn schon die ökonomisch hier angesiedelten Spieler die Regeln des Spiels nicht verstehen, wer dann?
Und wenn sie jemand auf eine mangelhafte Politik hinweist, wird gelöscht.
Bitter. Aber zum Glück bald Geschichte. Während Ihr versucht, einen Fluss mit bloßen Händen aufzuhalten, kollaboriert und kooperiert der Rest munter ohne Euren nutzlosen Staudamm weiter und wartet auf das natürliche Ende Eurer immer kindischerer Abschottungsversuche.
(So, Meinung Ende, ab jetzt wieder bunt.)