Meine Damen und Herren Fußballfans, die HG präsentiert die Sammlung der (in)offiziellen Songs zur WM 2010 (aufgeteilt in zwei Teile, weil sonst nicht fassbar).
Diese Machwerke ähneln sich einerseits in ihrem unverhohlen kommerziellen Anspruch, möglichst oft bei Public Viewing Partys gespielt, mitgegröhlt und dann vielleicht auch ein bisschen verkauft zu werden. Andererseits in ihrer fast schon debilen, mindestens aber maximal platten Lyrik, die vor schiefen Reimen (“Wir sind eine Runde weiter, jetzt werden wir Weltmeister”), miesen Wortspielen (“Cup der guten Hoffnung”) und vor allem grotesk musikalisiertem Pseudo-Sportfachjargon (“Wir kämpfen um jeden “Meh-eh-ter”") nur so strotzt. Unterscheiden tun sie sich im Grad der Pennäler-Rock-Gitarrenverzerrung, der Bereitschaft zu Vulgarität (“Das geht mir einer auf den Sack, Sack, SackSackSack!”) und der schamlosen Instrumentalisierung aller Symbole, die dieser großartige Sport in unserem kulturellen Gedächtnis abgelegt hat.
Was hier an einfachster musikalischer Bauernfängerei und vor allem auch billigst produzierter, total humorfreier und dadurch hart peinlicher Visualisierung aufgefahren wird, verdirbt mir fast ein bisschen die Vorfreude auf das wichtigste Ereignis des Jahres. Mitleid kann man nur empfinden für die vielen Menschen, die ihre Gesichter für die Videos hergegeben haben (immerhin leicht verfremdet durch schwatz-rot-gold auffer Backe).
Zum Glück verstummt diese Banalisierungsmaschine mit dem Anpfiff für wenigstens 90 Minuten, wenn die Wahrheit wieder auf dem Platz und nicht in den Studios armseliger Deutschrock-Faschisten liegt.
Jetzt kommt die erste Handvoll, mit Titel, Interpret und dem psychohygienischsten Kommentar, dessen ich noch fähig bin:
Ersatzbank – 2010 Weltmeisterjahr
Den Anfang macht eine Combo namens “Ersatzbank”, deren Mitglieder passenderweise auch aussehen wie von der Ersatzbank des Lebens gecastet und sich die crazy Choreo am Anfang sicher mit ihren Germanistik-Kommilitonen zusammen ausgedacht haben. Warum ausgerechnet diese blassen Uncharismaten auf Bongos und Stimmungsmusik setzen? Man weiß es nicht. Der Titel macht jedenfalls schon den Anspruch klar: “2010 Weltmeisterjahr”. Krass, wie doof das ist.
Prognose: Hört man nie wieder.
Peilomat&Elton – Weltmeister
Den zweiten Streich macht der unvermeidliche Elton mit den Spezi-Rockern von Peilomat. Dass hier kein musikalischer Genuss aufkommen kann, ist selbsterklärend, immerhin jedoch sind Song und Video professionell produziert und der eine oder andere unserer Affiliates spielt sogar mit. Insofern kann ich jetzt nicht ganz schonungslos kritisieren, dass der Text peinlich, der Song an sich schwach geschrieben und die Rocker-Attitüde extrem lächerlich wirkt. Meine Meinung ist auch völlig egal: Genug Marketing wird das Ding schon in irgendwelche Charts drücken.
Prognose: Hört man viel zu oft wieder.
Rob Vegas- Kevin bleib allein zu Haus
Nach diesen krawalligen Nummern kommt Rob Vegas mit “Kevin bleibt allein zu Haus” fast wohltuend ruhig daher. Dass die Reime vorne und hinten nicht aufgehen, die meisten Gags keine sind (bis auf den Klose-Seitenhieb, der ist okay) und das Ganze schon arg auf Aufmerksamkeit der Agendasetter abzielt, kann das sympathische musikalische Understatement aber auch nicht verschleiern. Und das “Video” ist halt Banane – hatte da jemand Angst, man könne den Text nicht verstehen? Untertitel-Ästhetik?
Prognose: Jetzt schon in der Versenkung verschwunden wie der Titelheld.
Die Bandbreite – Weltmeister (ja watt denn)
Dazu noch der Mickie Krause unter den WM-Schreihälsen: Die Bandbreite mit “Weltmeister”. Hier trifft offen kommunizierter Nicht-Anspruch auf Ballermann-Beats und idiotensichere Hooks und damit ist es wenigstens ehrlich. Die antifaschistische Aussage und die Muslimen-Verarsche im Video passen nicht so ganz, aber hey, Hauptsache wir sind alle dicht, 4 Wochen lang, ja watt denn.
Prognose: Läuft rauf und runter, aber nicht da, wo man sein möchte.


Via Ben.